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»» siehe auch: 
Myanmar: Nothilfe und Intervention
Westliche Staaten nutzen die Wirbelsturm-Katastrophe für ihre Politik gegen das Regime


Infos zum Thema

»» Nora Bartels, junge Welt 17.05.2008
Besetzt oder befreit? 
Die Minderheitenpolitik der Volksrepublik China in Tibet
Nora Bartels ist Sinologin und Japanologin. Sie lebt zur Zeit in Peking.
(Kopie auch bei der AGF Kassel)

»» Barry Sautman, Hongkong unsere zeit - 11.4.2008,
Proteste und Separatismus in Tibet
Barry Sautman, Professor an der Hochschule für Wissenschaft und Technologie in Hongkong, beleuchtet in einem Beitrag für die South China Morning Post bei uns kaum bekannte Hintergründe der Proteste in Tibet.

»» Jean-Luc Mélenchon, Mitglied des französischen Senats 
Ich bin gegen den Boykott der Olympischen Spiele in Peking
"Ich bin kein chinesischer Kommunist und ich werde nie einer sein. Aber ich bin nicht einverstanden mit den Aktionen für einen Boykott der Olympischen Spiele. Ich habe etwas gegen das Agieren von Robert Ménard [Generalsekretär von 'Reporter ohne Grenzen'] gegen diese Spiele. Ich lehne es ab, wie bei dieser Operation die Geschichte Chinas umgeschrieben wird. Ich teile nicht die scheinheilige Begeisterung für den Dalai Lama und das Regime, das er verkörpert. ..."

Interview mit Ingo Nentwig, junge Welt, 25.4. 2008
"Tibetische Kultur ist weit mehr als der Buddhismus" - Weil Mönche hohes Ansehen genießen, heißt das nicht, daß alle mit dem Dalai Lama auf einer Linie sind.
Ingo Nentwig ist freischaffender Sinologe und Ethnologe und forscht unter anderem zu den Minderheiten der Volksrepublik China sowie zur chinesischen Nationalitätenpolitik.

FREITAG, 4. 4. 2008
Der Westen beeindruckt China längst nicht mehr 
Im Gespräch: Bestseller-Autor Frank Sieren über Tibet-Romantik und Selbstüberschätzung, schlecht funktionierende Demokratien und gut funktionierende Diktaturen
Frank Sieren (41), Bestseller-Autor, Dokumentarfilmer und Asienspezialist. Er lebt seit fast anderthalb Jahrzehnten in China. Die London Times nennt ihn einen der "maßgeblichen Chinakenner Deutschlands"

Volker Bräutigam, Neue Rheinische Zeitung NRhZ, 21.05.2008
Der Kampf der Hobby-Tibetologen

Volker Bräutigam, China-Experte und ehem. ARD-Tagesschau-Redakteur hat jahrelang in Taiwan als Südostasien-Korrespondent der politischen Zweiwochenschrift "OSSIETZKY" gelebt.
siehe von ihm auch Schauplatz Tibet - Von der CIA gut geschmierter Propaganda-Apparat in Ossietzky v. 22.3.2008
und Krawall in Tibet Ossietzky v. 28.03.2008

Neue Rheinische Zeitung NRhZ, 2.4.2008
Tibetische Wirklichkeit anstatt Märchen
Zusammenfassung eines Vortrags des  China-Experten Ingo Nentwig in Köln – Teil I 

Jürgen Rose, FREITAG, 11.04.2008 
Chinas weicher Unterleib
DIE TIBETISCHE FALLE - Zbigniew Brzezinski, der Krieg am Hindukusch und der Aufstand in Lhasa

Die USA sind lange geübt in der Tradition, ethnische Gemeinschaften oder religiöse Gruppen für machtpolitische Zwecken zu instrumentalisieren. Im Falle der ökonomischen Großmacht China sind verschärfte interne Konflikte in einem Vielvölkerstaat eine durchaus erfolgversprechende Option.

Arbeiterfotografie, 7.4.2008
Schauplatz Tibet Aktionsfeld Tibet 
Die Rolle der Medien bei den März-Unruhen in Tibet

 

Offener Brief
Donnerstag, 15. Mai 2008

An
Se. Exzellenz, Herrn Botschafter Ma Canrong
Botschaft der Volksrepublik China in Deutschland

Märkisches Ufer 54
10179  Berlin
Tel: 030-27588 0,  Fax:030-27588 221
E-Mail: chinaemb_de@mfa.gov.cn



Bitte um Entschuldigung

Exzellenz, sehr geehrter Herr Botschafter Ma,

den Bürgern der Volksrepublik China möchten wir, die unterzeichnenden deutschen Staatsbürger, unser großes Bedauern ausdrücken über die Tibet betreffenden, nicht dem Frieden dienenden Aktivitäten und Äußerungen der deutschen Bundeskanzlerin A. Merkel. Ebenso bedauern wir offizielle Erklärungen der Bundesregierung und einiger Abgeordneter aus Bund und Bundesländern zur Tibet-Problematik sowie die agitatorische Rolle des hessischen Ministerpräsidenten Roland Koch. Weiterhin betrachten wir die zu diesem Kontext passenden Stellungnahmen einzelner deutscher Körperschaften als beschämend und meinen damit ganz besonders die verfälschende, heuchelnde und verhetzende Berichterstattung vieler deutscher Massenmedien. Die Bürger der Volksrepublik China um Entschuldigung zu bitten halten wir für unumgänglich, seit feststeht, dass Deutschland innerhalb kaum eines Jahres schon wieder zur Bühne für propagandistische, chinafeindliche Auftritte des Dalai Lama gemacht wird.

Wir äußern unser großes Bedauern, weil wir die düstere, von grausamer Unterdrückung des einfachen Volkes geprägte Geschichte der tibetischen Theokratie nicht ignorieren können und weil wir der Ansicht sind, dass der von der Volksrepublik China im zurückliegenden Vierteljahrhundert geleistete, notwendige soziale Aufbau im Gebiet der tibetischen Ethnien weit mehr zu würdigen wäre, als dies bisher bei uns in Deutschland geschieht. Wir übersehen dabei keineswegs Verstöße früherer Regierungen in Beijing gegen die in der International Bill of Human Rights verbrieften Rechte der Bevölkerung in der Provinz Tibet.

Wir sind allerdings der Meinung, dass die jüngsten Gewaltausbrüche in Lhasa und anderen tibetischen Zentren von den USA und ihren Verbündeten initiiert, geschürt und ganz bewusst kurz vor den Olympischen Spielen in Beijing als aussichtsreicher politischer Pressionsversuch inszeniert worden sind.

Die Exzesse (anfänglich abscheuliche Pogrome gegen chinesisch-stämmige Bewohner Lhasas, teils angeleitet resp. angeführt von tibetischen Mönchen) entsprechen nach unserer Kenntnis in keiner Hinsicht der Tradition buddhistischer Konfliktbewältigung. Sie weisen, wie das im Falle einer eigenständigen, also nicht ferngelenkten sozialen Bewegung doch eigentlich zu erwarten gewesen wäre, auch keinerlei „Vorlauf“ auf – trotz besonderer Anlässe, z.B. der Wahl Beijings als Austragungsort der Olympischen Spiele vor einigen Jahren.

Die demonstrative Instrumentalisierung des Konfliktes und seines Exponenten Tenzin Gyatso (Dalai Lama) liegen in erster Linie im Interesse politischer Gegner und wirtschaftlicher Konkurrenten der Volksrepublik China. Sie liegen nicht im Interesse der Bevölkerung Tibets und nicht im Interesse eines friedlichen Zusammenlebens der Menschen und aller Völker.

Wir meinen, dass viele gutgläubige, über Geschichte und Gegenwart Tibets aber leider nur unzureichend informierte Deutsche zu einer emotionalen, polarisierten Betrachtung des chinesisch-tibetischen Verhältnisses verleitet wurden. Viele Deutsche kultivieren unreflektiert das romantische Tibet-Bild einer farbigen, harmonischen Mönchs-Republik unter der Leitung eines gütigen, hochweisen Dalai Lama – und werden von den Massenmedien absichtlich in dieser Scheinwelt gefangen gehalten. Dieser Tibet-Schimäre wird von Politik und Konzernmedien das Zerrbild einer aggressiven und kulturfeindlichen Volksrepublik China gegenübergestellt, wie es weitgehend der US-amerikanischen Propaganda entspricht.

Wir sind der Meinung, dass die deutsche Regierung vor allem US-amerikanischen Interessen entgegen kommt, die in wiederholten Einmischungen und Aggressionen der CIA in Tibet erkennbar wurden und dokumentiert sind (sogar in US-amerikanischen Quellen).

Die deutsche Regierung unterstützt so die weltweite Separations-Politik der USA zur Schaffung kleiner und damit abhängiger Staaten, sei es aus wirtschaftlichen oder aus militärischen Gründen. Das tibetische Hochland ist von großer strategischer Bedeutung. Diese und seine Rohstoff-Reserven verleiten Washington und seine Verbündeten zu Versuchen,  ein „asiatischen Kosovo“ herbeizuführen. Die Haltung der deutschen Regierung, insbesondere ihre kalkulierte politische Aufwertung des Dalai-Lama, sind vom gleichen Ungeist geleitet wie ihre völker- und verfassungsrechtlich verfehltes Vorgehen in Afghanistan, Afrika und Jugoslawien.

Wir möchten deshalb Abbitte leisten gegenüber dem chinesischen Volk, das schon einmal Opfer übler deutscher Kolonialpolitik gewesen ist. Wir glauben, zugleich für viele Deutsche zu sprechen, die noch nicht den verfälschenden Darstellungen unserer führenden Politiker und der kommerzialisierten Massenmedien erlegen sind.

Mit vorzüglicher Hochachtung
Volker Bräutigam und Wolf Gauer, Autoren

Eckart Spoo, verantw. Redakteur u. Mitherausgeber der antimilitaristischen Zeitschrift Ossietzky (wo in Heft 10/2008 eine Kurzfassung des Briefes erschien)
Dr. Wolfgang Bittner, Schriftsteller
Renate Schoof, Schriftstellerin
Armin Fiand, Rechtsanwalt,
Klaus Hartmann, Bundesvorsitzender des Deutschen Freidenker-Verbandes und Vizepräsident der Weltunion der Freidenker,
Thomas Immanuel Steinberg, (der Offene Brief wird auf www.steinbergrecherche.com veröffentlicht),
Jürgen Rose, Oberstleutnant und Publizist,
Rolf Berthold, Botschafter der DDR in der VR China von 1982 bis 1990,
Gert Flegelskamp, Rentner (der Offene Brief wird auf www.flegel-g.de veröffentlicht),
Harald Schorneck,
Uwe Scheer, Hamburg,
Günter Schenk, Beinheim b. Straßburg,
Günther Wassenaar,
Hans Bauer, Rechtsanwalt, Vorsitzender der Gesellschaft zur Rechtlichen und Humanitären Unterstützung, GRH, Berlin,
Werner Heinlein, Justizbeamter i. R.,
Tilo Schönberg, Speditionskaufmann (der Offene Brief wird auf www.0815-info.de veröffentlicht),
Knut Mellenthin, Freier Journalist,
Hans Christange, GRH-Mitglied, Jurist (ehem. Staatsanwalt der DDR)
Ingrid Hacker-Klier, Diplom-Übersetzerin,
Johannes Klier, Musiker,
Peter Kleinert, NRhZ-Redakteur und Filmemacher (der Offene Brief wird auf  www.nrhz.de veröffentlicht)
Dr. Werner Rügemer, Publizist, Vorsitzender von Business Crime Control (BCC)
Manfred Demmer, stellv. Vorsitzender Kulturvereinigung Leverkusen e.V.
Renate Schönfeld Pfarrerin i. R,Berlin
Klaus von Raussendorff, Publizist (Bonn),
Karin Keller, Therapeutin
Ulrich Sander, Journalist
Brigitte Queck, Dipl. Staatswissenschaftlerin Außenpolitik
Willy H. Wahl, Direktionsmitglied Migros-Genossenschafts-Bund (pens.) (der Brief ist auf www.seniora.org veröffentlicht)
Wilhelm Schulze-Barantin, Frankfurt / M., Vorsitzender Ortsgruppe Offenbach des Deutschen Freidenkerverbandes (DFV),
Peter Betscher, Vereinigung für Internationale Solidarität, Darmstadt,
Anneliese Fikentscher, Dipl. Ing. und Publizistin,
Andreas Neumann, Systemanalytiker, Veröffentlichung erfolgt auch auf der Seite www.arbeiterfotografie.com/tibet
Ruedi Bosshart, Schweizer Bürger

Dem Brief schlossen sich an:

Joachim Guilliard, Software-Ingenieur, Journalist und Autor, Heidelberg
Hartmut Barth-Engelbart, Schriftsteller und Kabarettist
Helmut Pannek, HWP, Apelern
Hans-D. Ziran, Hofheim, Vorstand Initiative Bürgerschaftlichen Engagements e.V. sowie die I.B.E.-Vorstandsmitglieder Elke J. Atzinger, Schwandorf,  Jörg-M. Ziran, Hofheim
Ingrid Koschmieder,
Heinz Mann
Samy Yildirim, Zaandam, Niederlande
Dr. Helmut Böttiger, Verleger a.D., Taunusstein
Wulf Kirschner, Hamburg
Harald Nestler, Berlin, ehem. Handelsrat der DDR in der VR China

sowie mit folgendem Anschreiben an german.china.org.cn auch der Schriftsteller und Chinakenner Ivo Lundt:

Mein Name ist Ivo Lundt, Schriftsteller. Ich schließe mich dem offenen Brief voll an und bedaure die Haltung der deutschen Bundesregierung und der Medien zutiefst. Diese sprechen nicht für das gesamte deutsche Volk, sondern lediglich als Vasallen kriegstreiberischer und spalterischer Mächte. Die Haltung sehr vieler Deutscher ist in Wirklichkeit geprägt von höchstem Respekt vor der chinesischen Kultur. Die Entwicklung der Autonomen Region Tibet durch die chinesische Regierung verdient große Hochachtung, insbesondere die Befreiung Tibets von einem feudalen despotischen "Gottkönig", von Leibeigenschaft und Analphabetentum, die Entwicklung des Gesundheitswesens und die Achtung vor religiöser und kultureller Freiheit. Nicht alle Deutschen fallen auf die Lügenpropaganda des Westens herein. Leider hat die Mehrheit keine laute Stimme. Seien Sie versichert: China hat viele wahre Freunde!

(Näheres über Ivo Lundt siehe http://www.bod.de/index.php?id=296&auto_id=167378)


Der Brief ging zudem an diverse Agenturen und Medien und wurde zudem an die Abgeordneten des Deutschen Bundestages per E-Mail versandt.
Er wurde inzwischen auch vom China Internet Information Center (German) veröffentlicht.