Home Fr. 16. April 2010


Flyer
 

zum Hintergrund

zu Norman Finkelstein

 


Auftrittsverbote sind Denkverbote
 - Gegen die Sabotage offener Debatten

Norman Finkelstein zum Goldstone Report und anderen
Themen des Nahost-Konflikts
Eine Veranstaltung gegen die Verhinderung von israelisch-kritischen Vorträgen

20 Uhr Gumbelraum, Karlstorbahnhof

Veranstalter: Palästina/Nahost-Initiative HD, Heidelberger Forum gegen Militarismus und Krieg und Heidelberger Friedensratschlag
 

“Wer den Gedanken nicht angreifen kann,
greift den Denkenden an.” (Paul Valéry)

Im Februar musste eine Vortragsreihe des US-amerikanische Politikwissenschaftlers Norman Finkelstein in Deutschland abgesagt werden. Aufgrund von massivem Druck "antideutscher" und anderer pro-israelischer Kreise waren den Veranstaltern, u.a. dem Verein „Jüdische Stimme für gerechten Frieden in Nahost“, kurzfristig die Räume gekündigt worden waren. Neben der Heinrich-Böll-Stiftung und der Trinitatis-Kirche war auch die Rosa-Luxemburg Stiftung eingeknickt. (mehr dazu s.u.)

Nur wenige Wochen zuvor hatte die Stadt München vor dem israelischen Historiker Ilan Pappe die Türen verschlossen, der mit seinen Forschungsarbeiten an den Gründungsmythen des israelischen Staates rüttelt.

Finkelstein, dessen jüdische Eltern das Warschauer Ghetto und die Konzentrationslager Majdanek (Mutter) bzw. Auschwitz (Vater) durchmachen mussten, überlebten und in die USA auswanderten, ist ein scharfer Kritiker der in Israel herrschenden zionistischen Ideologie. Für Aufregung sorgte vor allem sein Buch die „Holocaust Industrie“,  in dem er den Missbrauch des Gedenkens an den faschistischen Völkermord für die Unterstützung der reaktionären Politik Israels anprangert.

Finkelstein und Pappe sind nur zwei prominente Beispiele. Sie empören besonders, weil sich hier Deutsche anmaßen zu entscheiden, welche Meinungsäußerungen jüdischer Intellektueller statthaft sind und welche zu unterbinden sind.

Doch auch in anderen Fällen gelingt es pro-israelischen Störtrupps, israelkritische Veranstaltungen zu verhindern und die Kritiker zu diffamieren. Erinnert sei auch an die Schmutzkampagne gegen die israelische Anwältin Felicia Langer.

Damit es gar nicht erst zu einer Diskussion kommt, werden dabei nicht die inhaltlichen Positionen der Kritiker angegriffen, sondern diese stets persönlich auf übelste Art diffamiert.

Diese undemokratische Sabotage einer offenen Debatte über Israel, Palästina und den Nahostkonflikt dürfen wir nicht tolerieren, unabhängig davon, wie wir selbst zu einzelnen Positionen, Thesen oder Analysen einzelner Referenten stehen.
Damit sich jeder selbst ein Bild von Norman Finkelsteins Ansichten machen kann, werden wir auf der Veranstaltung einen Überblick über seine Publikationen geben sowie Ausschnitte aus einem Vortrag Finkelsteins zeigen, den er kurz nach der Absage in Deutschland in Prag gehalten hat.

Freitag 16. April 2010
20 Uhr Gumbelraum, Karlstorbahnhof


Veranstalter: Palästina/Nahost-Initiative HD, Heidelberger Forum gegen Militarismus und Krieg und Heidelberger Friedensratschlag

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Ein paar Infos zum Hintergrund der Veranstaltung

Für den 26. Februar waren in Berlin zwei Veranstaltungen mit Norman Finkelstein geplant, eine um 17 Uhr bei der Rosa-Luxemburg Stiftung und eine um 20 Uhr in der Trinitatis-Kirche in Charlottenburg. Dagegen machten die üblichen pro-israelischen Pressure Groups (Broder, Honesty Concerned ...) mobil. Daraufhin zogen die Heinrich-Böll-Stiftung ihre Unterstützung und Trinitatis-Kirche und RLS ihre Zusage für die Räume zurück.

Mehr dazu bei der AG Friedensforschung:  Luxemburg-Stiftung setzte Israel-Kritiker vor die Tür und RLS- Absage an Finkelstein

Mitveranstalter der Berliner Veranstaltung war die "Jüdische Stimme für gerechten Frieden in Nahost". Deren Vorsitzender, Rolf Verleger, schrieb auf die Absage der Heinrich-Böll-Stiftung hin einen offenen Brief sowie auch eine Stellungnahme zur Absage der RLS.

An Protestschreiben fehlte es glücklicherweise nicht. Unter Endgültige Absage Finkelsteins findet man:

  • Offener Brief der Abgeordneten der LINKEN Jan van Aken, Christine Buchholz, Sevim Dagdelen, Wolfgang Gehrcke und Sahra Wagenknecht sowie der Professoren Norman Paech und Werner Ruf.
  • Pluralist des Tages: Rosa-Lxuemburg-Stiftung, junge Welt
  • Hermann Dierkes, Vorsitzender der Ratsfraktion Die Linke Duisburg
Die junge Welt hat auf ihrer Themenseite vom 23.02.2010 ebenfalls eine ganze Reihe von Stellungnahmen zu diesem Skandal dokumentiert.

Ausführlich widmete sich auch Moshe Zuckermann dem Thema:
Von Stiftungen und Anstiftern - Zur aktuellen Kontroverse um Norman G. Finkelstein


Schließlich meldete sich auch die israelische Linke zu Wort:
Über 100 linke Israelis forderten die deutsche Linkspartei auf, sich klar gegen die reaktionäre israelische Politik zu positionieren:
Israels Linke appelliert an deutsche Linkspartei, sich für gerechten Frieden in Nahost einzusetzen
junge Welt, 27.03.2010, http://www.jungewelt.de/2010/03-27/053.php

Ali Fathollah-Nejad, Monthly Review, 1.3.2010
Germany's Fear of Finkelstein
Renowned Scholar and Descendent of Holocaust Survivors Prevented by German Israel Lobby from Speaking about Gaza

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Norman G. Finkelstein veröffentlichte bisher fünf Bücher, die alle auch auf Deutsch vorliegen, darunter Die Holocaust-Industrie und Antisemitismus als politische Waffe.
Ende März erscheint sein neuestes Werk, „This Time We Went Too Far”: Truth and Consequences of the Gaza Invasion, bei OR Books in New York. Im Jahr 2009 erschien ein neuer Dokumentarfilm über Finkelstein mit dem Titel American Radical.
Seine Website ist www.normanfinkelstein.com.

Norman Finkelsteins Vortrag am 22.02.2010 in Prag kann man auch im Internet verfolgen, mit deutschen Untertiteln
http://www.publicsolidarity.de/2009/5/1/norman-finkelstein

Diskussion bei Russia Today vom 17.02.10 zeigen, wo Finkelstein mit einem ehem. Berater von Sharon, also einem zionistischen Hardliner diskutiert.
CrossTalk: Norman Finkelstein vs. Israel (Russia Today)
http://kopi-endederbesatzung.de/46.0.html#c221

Arn Strohmeyer, Friedensaktivist aus Bremen führte Ende Februar 2010 ein Interview Finkelstein über
Deutschland - Israel - Palästina,
http://www.schattenblick.de/infopool/politik/ausland/panah621.html