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Aktuelle Artikel

Sammlung beim Friedensratschlag, Kassel:
1914-2014: 100 Jahre Erster Weltkrieg - Ursachen, Lehren, Gedenken, Erinnerungen


Maria do Socorro Gomes Coelho, Präsidentin des Weltfriedensrates
Krieg ist nicht unvermeidbar
1914 wie 2014 gilt: Kein Imperialismus ohne Militarismus. Aber die Antikriegskräfte in der Welt sind nicht erfolglos
Beilage der jW vom 29.01.2014

»Kam Hitler aus dem Weltraum?«
Gespräch. Mit Kurt Pätzold. Über deutschen Imperialismus im 20. Jahrhundert, Kontroversen zum Ersten Weltkrieg und über Ursachenforschung in der Geschichte
junge Welt 11.01.2014 / Wochenendbeilage

Kurt Pätzold, jW, 18.02.2014
Schöneres Selbstbild - Von Sinn und Zweck einer Revision: Warum mit Christopher Clarks Band zum Ersten Weltkrieg, »Die Schlafwandler«, an deutscher Geschichte geputzt wird

Kurt Pätzold, ND, 14.02.2014,
Nur der Gegner ist niederträchtig
Lügen und Legenden - eine vergleichende Studie zur Kriegspropaganda
Rezension von: Klaus-Jürgen Bremm: Propaganda im Ersten Weltkrieg. Theiss, Darmstadt 2013. 188 S., geb., 24,95 ¤.

Otto Köhler, junge Welt, 9.10.2013
Geschichtssomnambulismus
Rezension. Früher dachte man, Kriege werden gemacht. Seit dem 9. September wissen wir: Der Erste Weltkrieg brach eines Nachts aus den gefüllten Blasen der europäischen Staatsmänner aus

Annette Hauschild, jW, 19.06.2014
Herbeigesehnter Krieg - Karlheinz Schonauer widerlegt Christopher Clarks »Schlafwandler«-These über den Ersten Weltkrieg

Wolfram Wette, Blätter 1'14
1914: Der deutsche Wille zum Zukunftskrieg

Alexander Bahar, junge Welt, 1.9.2010
Expansion als Staatsziel
Rezension. Ein Aufsatzband über die deutsche Hegemonialpolitik liefert komplexe Einsichten zur Vorgeschichte und zu den Ursachen des Ersten Weltkriegs

Der Erste Weltkrieg und die Schuldfrage
Neue geschichtspolitische Debatten um Gründe für den Kriegsausbruch
Marcus Meier über einen Beitrag von Wolfram Wette, neues deutschland, 30.10.2013

Luciano Canfora, junge Welt, 31.12.2013
Das Jahr 1913 - Geschichte. Frühere und aktuelle Forschung zum Beginn des Ersten Weltkrieges

Gerd Fesser, Junge Welt 30.12.2013
Aggressive Strategie
Vorabdruck. Am Vorabend des Ersten Weltkrieges verschärfte sich die Rivalität der imperialistischen Großmächte. Das Deutsche Reich verfolgte eine expansionistische Politik

Gerd Fesser, Neues Deutschland, 27.6.2009
Die Schüsse in Sarajevo - Wie der Erste Weltkrieg 1914 begann ...

Nick Brauns, junge welt, 6.7.2013
Auftakt zum Weltkrieg

Manfred Weißbecker, ND, Politisches Buch, 14.02.2014
Auf- statt Verklärung - Deutschland und der Erste Weltkrieg
Rezension: Gerd Fesser: Deutschland und der Erste Weltkrieg. Papyrossa, Köln 2014. 123 S., br., 9,90 ¤.

Deutsche und französische Frauen gegen Militarismus und Krieg - radio flora Florence Hervé, Vortrag am 10.12.2013

Neuverteilung der Welt
Die NATO-Aggression gegen Jugoslawien 1999 war ein Wendepunkt: Globale Kontrolle sollte erreicht ­werden. Tatsächlich aber entsteht eine multipolare internationale Ordnung
Zivadin Jovanovic, Präsident des Belgrader Forums für eine Welt der Gleichen
Rosa-Luxemburg-Konferenz, Beilage der jW vom 29.01.2014

 

Kundgebung, Samstag 2. August 2014

August 1914: Das Deutsche Reich erklärt den Krieg
Kriege „brechen nicht aus“, Kriege werden gemacht

Deutsche Kriegsschuld nicht verwischen ‒ gegen Kontinuitäten deutscher Großmachtpolitik

Damals wie heute - Nein zum Krieg!

11.00 Uhr | Theaterplatz Heidelberg

Heidelberger Forum gegen Militarismus und Krieg, VVN Heidelberg
und DGB Kreisverband Heidelberg/Rhein-Neckar






August 1914: Das Deutsche Reich erklärt den Krieg

Kriege „brechen nicht aus“,
Kriege werden gemacht


Mit Rückendeckung der deutschen Führung erklärte Österreich-Ungarn am 28. Juli 1914 Serbien den Krieg. Das Deutsche Reich selbst folgte am 1. und 3. August mit Kriegserklärungen an Russland und Frankreich. Der deutsche Angriff auf Frankreich unter Verletzung der Neutralität Belgiens und Luxemburgs führte zum Kriegseintritt Englands. Der regionale Konflikt auf dem Balkan wurde so innerhalb weniger Tage zum Weltkrieg eskaliert, dem am Ende 17 Millionen Menschen zum Opfer fielen. Die Massenschlachten bei Verdun, an der Somme und an der Marne symbolisieren seither den Wahnsinn des Krieges.

Schaut man auf die Veröffentlichungen der letzten Monate, so war der Erste Weltkrieg im August 1914 einfach „ausgebrochen“, wie ein Vulkan. Nachdem „Konflikte sich hochgeschaukelt“ hatten, so liest man, seien die europäischen Großmächte unaufhaltsam „in den Krieg hineinschlittert“.

Wirklich Schuld hatte nach dieser Sichtweise keiner, höchstens der junge bosnische Attentäter Gavrilo Princip. Folgerichtig avancierte hierzulande das Buch des australischen Historikers Christopher Clark zum Bestseller, der Deutschland von seiner Hauptschuld am Krieg freispricht und behauptet, die Großmächte seien „wie Schlafwandler“ in den Krieg getaumelt.

Dieser Geschichtsklitterung widersprechen wir entschieden. Kein Krieg ist unvermeidlich, jeder Krieg wird bewusst gemacht und für jeden Krieg gibt es daher auch Verantwortliche. Auch der Erste Weltkrieg war nicht zwangsläufig. Es gab Kräfte, die gezielt auf diesen Krieg hinsteuerten und dies, obwohl die fürchterlichen Dimensionen, die er annehmen könnte, den politischen, militärischen und wirtschaftlichen Eliten durchaus bewusst waren.

Auch dieser Krieg wurde, wie alle Kriege, wegen konkreter, vor allem wirtschaftlicher und geostrategischer Interessen geführt. Er entwickelte sich vor dem Hintergrund einer sich extrem zuspitzenden Konkurrenz zwischen den imperialistischen Staaten, nachdem die Welt weitgehend unter ihnen aufgeteilt war. In allen drängte das kapitalistische Wirtschaftssystem zwangsläufig auf wirtschaftliche Expansion, auf Eroberung neuer Märkte und Ressourcen. Am aggressivsten agierten dabei jedoch die bei der Aufteilung „zu spät Gekommenen“, allen voran das Deutsche Reich. Die politische und militärische Führung sowie die wirtschaftlichen Eliten des deutschen Kaiserreiches wollten den Krieg, da ihnen der Zeitpunkt günstig schien. Sie tragen daher die Hauptschuld an dem bis dahin fürchterlichsten Krieg der Weltgeschichte.

Die Erinnerung daran bleibt wichtig, da die wirtschaftlichen und geopolitischen Interessen, die zum Ersten Weltkrieg führten, strukturell fortbestehen und potentiell kriegsgefährlich bleiben.

Seit den 1990er Jahren wird der Kampf um strategisch wichtige Einflussgebiete und um die Sicherung und Kontrolle von Rohstoffvorräten und Transportwegen immer öfter militärisch geführt ‒ in und gegen Irak, Jugoslawien, Afghanistan, Libyen und Syrien. Solche Kriege und Interventionen werden zunehmen, je knapper die Ressourcen ‒ allen voran Öl und Gas ‒ werden. Auch der Konflikt der beständig nach Osten vorrückenden NATO und EU mit Russland wird immer schärfer und wird in der Ukraine seit dem vom Westen geförderten Putsch ebenfalls schon blutig ausgetragen.

Außenminister Klaus Kinkel: „… nach außen gilt es etwas zu vollbringen, woran wir zweimal zuvor gescheitert sind: Im Einklang mit unseren Nachbarn zu einer Rolle zu finden, die unseren Wünschen und unserem Potenzial entspricht.“ FAZ vom 19.03.1993.
Deutschland entwickelte sich parallel dazu wieder zu einer klassischen Großmacht, für die der Einsatz militärischer Mittel schon fast wieder selbstverständlich ist. Entscheidende Schritte dabei waren die Beteiligungen am Jugoslawienkrieg und an der Besetzung Afghanistans. Führende deutsche Politiker wie Gauck, Steinmeier und von der Leyen, sowie deut¬sche Denkfabriken und Leitmedien setzen sich unter dem Slogan „mehr deutsche Verantwortung“ für einen verstärkten Einsatz deutschen Militärs, zur wirksamen Durchsetzung deutscher Interessen ein.
Joseph Fischer: „Bekommt Deutschland jetzt, nachdem es friedlich und zivil geworden ist ..., all das, was ihm Europa, ja die Welt, in zwei großen Kriegen erfolgreich verwehrt hat, nämlich eine Art ›sanfter Hegemonie‹ über Europa …? Risiko Deutschland. Krise und Zukunft der deutschen Politik. Köln, 1994.
Im Zuge der Wirtschafts- und Bankenkrise wurde Deutschland endgültig zur dominierenden Macht in der EU und ist damit den Zielen, mit denen die deutschen Eliten in zwei Kriegen scheiterten, so nah wie nie: die Schaffung einer von Deutschland geführten politischen und wirtschaftlichen Union europäischer Staaten. Es liegt auf der Hand, dass auch die dadurch geförderten Ungleichgewichte zu zunehmenden Konflikten führen werden.

Die Millionen Toten der beiden Weltkriege mahnen uns: Es darf in Europa nie wieder Krieg sein und es darf von Europa nie wieder Krieg ausgehen. Die von EU-Staaten mitgeführten Kriege und Militär-Intervention müssen beendet werden. Statt auf Konkurrenzkampf und Expansion muss die deutsche Politik auf Anerkennung der legitimen Interessen anderer Staaten und die Erhaltung des Friedens ausgerichtet sein. Sie muss darauf verzichten, einseitige Interessen gegen den Willen von Nachbarn durchzusetzen. Das gilt auch angesichts der aktuellen Auseinandersetzungen in der Ukraine und ihres Widerhalls im Verhältnis Deutschlands und der Europäischen Union zur Russischen Föderation.

Deutsche Kriegsschuld nicht verwischen ‒ gegen Kontinuitäten deutscher Großmachtpolitik

Damals wie heute - Nein zum Krieg!

Heidelberger Forum gegen Militarismus und Krieg und DGB Kreisverband Heidelberg/Rhein-Neckar

Kundgebung, Samstag, 2. August 2014
Beginn: 11.00 Uhr, Theaterplatz Heidelberg