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- PRESSEMITTEILUNG der DFG-VK vom 19.01.2004 -

DFG-VK fordert den Ausstieg aus der militärischen Logik und die Rückbesinnung auf Mahatma Gandhis gewaltfreien Widerstand

Friedensorganisation distanziert sich von den Äußerungen der Globalisierungskritikerin Arundhati Roy

"Arundhati Roy spaltet die Globalisierungsbewegung und liefert den Besatzern die Legitimation für weitere Gewaltakte", kritisiert Jürgen Grässlin, Bundessprecher der Deutschen Friedensgesellschaft – Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen (DFG-VK). Denn wenn die Schriftstellerin Roy beim Weltsozialforum in Bombay fordere, die Bewegung müsse Teil des Widerstands im Irak werden, "dann legitimiert sie auch den militärischen Widerstand", so der DFG-VK-Sprecher. "Frau Roy nimmt damit die gezielte Verstümmelung oder Ermordung von Menschen im Irak in Kauf" und stehe – wie auch deutsche Kriegsgegner – "in der Gefahr, die Mittel religiös verblendeter Islamisten oder gar Terroristen zu legitimieren".

"Ich bin sehr enttäuscht, dass gerade Arundhati Roy als Inderin auf Sprengstoffattentate und Heckenschützen setzt. Dabei hat der gewaltfreie Widerstand von Mahatma Gandhi und seinen Anhängern in Indien gezeigt, wie es gelingen kann, eine militärisch überlegene Besatzungsmacht mit zivilen Mitteln aus dem Land zu treiben", erklärte Grässlin.

Aus Sicht der DFG-VK, eine der größten pazifistischen Friedensorganisationen in Deutschland, "wird militärischer Widerstand das Gegenteil von dem erreichen, was seine Unterstützer vorgeben", so Grässlin. "Die Anschläge irakischer Guerillakrieger, zuweilen pathetisch zu Freiheitskämpfern gegen den US-Imperialismus hochstilisiert, werden den US-Falken im Pentagon als Legitimation für die unbefristete Besetzung des Irak und weitere Aufrüstungsprogramme dienen", befürchtet der DFG-VK-Sprecher.

"Wir dürfen uns nicht auf die militärische Logik einlassen, denn Gewalt führt nur zu neuer Gegengewalt", so Grässlin. Der DFG-VK-Bundessprecher hält dagegen "das breite Spektrum des zivilen Widerstands für legitim – von gewaltfreien Blockaden bis hin zu Generalstreiks gegen die völkerrechtsverletzenden Besatzer". Auf diese Art könne "das gesamte gesellschaftliche Leben im Irak lahm gelegt und der Druck auf die Besatzer massiv gesteigert werden". Aus Sicht der DFG-VK würde sich "der gewaltfreie Widerstand zum Desaster für die Besatzungsmächte entwickeln".

Jürgen Grässlin

Bundessprecher der DFG-VK


Reaktionen und Kommentare darauf (wird fortgesetzt):

Werner Pirker (junge Welt):
Die Gretchenfrage - Arundhati Roys Bekenntnis zum Widerstand
Wer zur Bewegung gehört und wer nicht, bestimmen deren Sprecher. Nicht zur Bewegung gehört, wer seinem Protest gegen die neoliberale Globalisierung durch die Unterstützung antiimperialistischer Befreiungskämpfe konkret Ausdruck verleiht.

Gerhard Lange (Ges. für internat. Verständigung GIV):
Ein Wort an die Selbstgerechten in der Friedensbewegung

"Während des 12jährigen Embargos und der fast täglichen Bombardierungen sind ca. 1,5 Millionen Iraker ums Leben gekommen. In dieser Zeit hätte es viele Möglichkeiten gegeben, das Leid der Menschen zu lindern und Leben zu retten. Jeder einzelne sollte sich fragen, was er im Rahmen seiner Möglichkeiten getan hat, um diesen Menschen zu helfen." Viele werden dann vermutlich feststellen müssen, daß sie durch Tatenlosigkeit mitschuldig wurden an diesem Völkermord.