"Pakt der Ehre"

Dass sich auch die US-Verbündeten genötigt fühlten, im Wahlkampf ihre Unterschrift unter diesen Pakt zu setzen, ist angesichts der Stimmung in der Bevölkerung nicht verwunderlich. Selbst eine Studie des britischen Verteidigungsministeriums kam zum Ergebnis, dass 82% der Iraker die britisch-amerikanische Besatzung „heftig ablehnen“.  

Der einflussreiche Geistliche Muktadar al-Sadr hatte Ende November 2005, kurz vor den Wahlen am 15. Dezmber, einen „Pakt der Ehre“ initiiert. Dieser Pakt enthält 14 Punkte, für die sich alle Unterzeichner mit ganzer Kraft einsetzen sollen. Auszüge des Paktes hat Gilbert Achcar aus dem arabischen ins englische übersetzt („A Pan-Iraqi Pact on Muqtada Al-Sadr's Initiative“, Informed Comments, 9.12. 2005)
An erster Stelle steht die Forderungen nach einem raschen Abzug der Besatzungstruppen. Weitere Forderungen sind die „Eliminierung aller Auswirkungen ihrer Präsenz, inklusive aller Militärbasen im Land“, die Beendigung der Immunität der Besatzungstruppen und die Anerkennung des Rechts auf Widerstand, mit Ausnahme terroristischer Angriffe.
"Widerstand ist ein legitimes Recht aller Völker, Terrorismus jedoch ist kein legitimer Widerstand."
"Wir verurteilen Terrorismus und Gewaltakte, Ermordung, Entführungen und Vertreibung unschuldiger Bürger aus konfessionellen Gründen

"Der Pakt ruft die neue Regierung explizit auf, eine klare Unterscheidung zwischen Widerstand gegen ausländische Truppen und Terror vorzunehmen," heißt es ergänzend in der irakischen Zeitung Azzaman vom 7.12.2005

Der Pakt wurde von 57 Parteien und Stämmen unterzeichnet, darunter auch von den mit den USA verbündeten schiitischen Regierungsparteien SCIRI, al-Dawa und Ahmad Chalabis Irakischer National Kongress. Es ist ein vorwiegend schiitischer Pakt und ausgeprägt anti-baathistisch, obwohl ihn nach Angaben der Asia Times auch das größte sunnitische Wahlbündnis, die Front der irakischen Eintracht (Iraqi Accord Front) unterzeichnet hat (Asia Times, ist die einzige nichtarabische Zeitung, die darüber berichtet hat)

Dass sich auch die US-Verbündeten genötigt fühlten, im Wahlkampf ihre Unterschrift unter diesen Pakt zu setzen, ist angesichts der Stimmung in der Bevölkerung nicht verwunderlich. Selbst eine Studie des britischen Verteidigungsministeriums kam zum Ergebnis, dass 82% der Iraker die britisch-amerikanische Besatzung „heftig ablehnen“.
Siehe: „82% of Iraqis ‚strongly opposed’ to US-British occupation, poll shows, The Telegraph, 23.10.2005, und  „Mehrheit hält Angriffe auf Soldaten für gerechtfertigt“, Der Standard, 28.10.2005
s. auch „New WPO Poll: Iraqi Public Thinks US Plans Permanent Bases in Iraq - Iraqis Want Timetable for US Withdrawal - Half of Iraqis Approve of Attacks on US Forces“ WorldPublicOpinion.org, 31.1.2006