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Publikationen

Aktuelle Artikel /  Interviews

Unter Räubern: Der vergessene Krieg. Zur Lage in Afghanistan, 15 Jahre nach Beginn der US-geführten Militärintervention
jW, 6.10.2016

«Insgesamt kann man die Lage in Afghanistan als eine sich abzeichnende Katastrophe bezeichnen»
Zeit-Fragen, 26.4.2016
Eine militärische Lösung für Afghanistan gab es nicht, gibt es nicht und wird es auch nicht geben. Dies hat der seit 14 Jahren andauernde Krieg der Nato am Hindukusch bewiesen. Das soziale Gefüge Afghanistans wurde bis in seine Grundfesten zerstört. Es ist längst an der Zeit, die Kriegs- durch eine Friedenspolitik zu ersetzen.

Dr. Matin Baraki, Afghanistan: Krieg und Okkupation gehen weiter
RotFuchs 217 – Februar 2016


 



 


15 JAHRE NACH DER US-INVASION

Afghanistan: Krieg ohne Ende?
Chancen und Perspektiven nach fünfzehn Jahren NATO-Intervention am Hindukusch

Der Politologe und Publizist Dr. Matin Baraki
zur aktuellen Situation in Afghanistan und zu den Anforderungen an eine Friedenspolitik

19.30 Uhr | Volkshochschule, Bergheimer Str. 76, Heidelberg

Veranstalter: Friedensbündnis Heidelberg

Ein „sicheres Herkunftsland?“

Bei Berichten über die hohen Flüchtlingszahlen stehen die Flüchtlinge aus Syrien im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. Dabei wird oft übersehen, dass Afghanen die zweitgrößte Gruppe in der derzeitigen Fluchtbewegung ausmachen.
Warum fliehen die Menschen von dort?

Vor 15 Jahren, am 7. Oktober 2001, begannen die USA den Krieg gegen Afghanistan. Noch während des Krieges fand am 27. November auf dem Petersberg bei Bonn eine internationale Konferenz statt, auf der die Grundlage für den künftigen Aufbau des Landes gelegt wurde.

Statt Stabilisierung Krieg

Als Gastgeber nahm die damalige rot-grüne Bundesregierung – als Schritt zu mehr „internationaler Verantwortung“ – erheblichen Einfluss auf die Pläne für seine Stabilisierung und Demokratisierung. Ab Januar 2002 beteiligte sich Deutschland im Rahmen der NATO an deren militärischen Durchsetzung. Die Bilanz ist erschreckend.

Statt Stabilisierung, Demokratisierung und Wiederaufbau eskalierte der Krieg in den folgenden Jahren immer weiter und weitete sich auf pakistanisches Gebiet aus. Jahr für Jahr nahmen sowohl die Kampfhandlungen als auch die Opferzahlen zu. Einer Studie der „Internationalen Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges“ IPPNW zufolge, wurden von 2001 bis 2013 über 200.000 Menschen getötet.

Mörderische Realität

Die mörderische Realität des Krieges wurde der deutschen Öffentlichkeit am 4. September 2009 auf drastische Weise vor Augen geführt: Der Befehl eines Bundeswehroffiziers, zwei Tanklastzüge in der Nähe von Kundus zu bombardieren, hat allein 140 afghanischen Zivilisten, darunter viele Kindern, das Leben gekostet.

Offiziell beendeten die NATO-Staaten Ende 2014 die Besatzung des Landes, tatsächlich wurden nur die Truppenstärke auf rund 12.000 Soldaten reduziert, die bis mindestens 2020 im Einsatz bleiben sollen. Die Bundeswehr wird mit knapp 1.000 Soldaten dabei bleiben.

Der afghanische Politologe Matin Baraki, der die deprimierende Entwicklung bei seinen häufigen Besuchen mit eigenen Augen verfolgen kann, wird zum 15. Jahrestag der US- und NATO-Intervention Bilanz ziehen, einen Überblick über die aktuelle Lage geben, auf die Hintergründe des lang anhaltendes Krieges eingehen und mögliche Auswege aus dem Konflikt skizzieren.

Freitag 9. Dezember 2016
19.30 Uhr │ Volkshochschule, Bergheimer Str. 76, Heidelberg

 

  Aktuelle Infos zu Afghanistan

»Im ersten Halbjahr starben 1.600 Zivilisten«
Die Lage in Afghanistan ist auch 2016 dramatisch. Die Bundesregierung spricht dennoch von »sicheren Zonen«. Ein Gespräch mit Oliver Ongaro Interview: Markus Bernhardt, jW, 25.11.2016

Laut einer Studie der Brown-Universität verdoppelte sich die Zahl der bei Anschlägen, Luftbombardements und Schießereien Getöteten zwischen 2007 und 2015
Die Zahl der Verletzten hat sich sogar versiebenfacht. Während 2007 1.523 zivile Tote verzeichnet wurden, sind 2015 laut UNAMA 3.545 Zivilisten getötet und 7.457 verletzt worden. Dieses Jahr starben allein im ersten Halbjahr bereits 1.600 Zivilisten durch die allgegenwärtige Gewalt, und mehr als 3.500 wurden verletzt.
 

Unsicherheit am Hindukusch
Bundesregierung verlängert Bundeswehr-Einsatz und beschönigt die Lage in Afghanistan, um Abschiebungen zu rechtfertigen
Von Ulla Jelpke, junge Welt, 18.11.2016

... In internen Papier geht die EU-Kommission von rund 80.000 Afghanen aus, die künftig zurückkehren sollen. Für diejenigen, die jetzt erst im Asylverfahren stehen – das sind bezogen auf Deutschland fast die Hälfte bzw. rund 120.000 – beginnt es in der Tat eng zu werden: Die Anerkennungsquote in den Asylverfahren ist von 77,6 Prozent im Vorjahr auf 52,4 in diesem Jahr gesunken.

... So sei die Sicherheitslage in den meisten größeren Provinzstädten »ausreichend kontrollierbar«. Eine Offensive der Taliban, die im Oktober die Stadt Kunduz überrannten, wird zur »möglichen zeitweisen Verschlechterung« heruntergespielt. Insgesamt habe sich die Sicherheitslage seit 2015 kaum verändert, heißt es unter Berufung auf den UN-Einsatz UNAMA. Die Vereinten Nationen haben allerdings erst vor wenigen Monaten »die höchste Zahl ziviler Opfer« seit Beginn dieser Erfassung im Jahr 2009 beklagt. Allein zwischen Januar und Juni 2016 gab es 1.601 Tote und 3.565 Verletzte.


... Die Bundesregierung räumt immerhin ein, sie habe keinen Grund, an dieser Einschätzung zu zweifeln. Sie gibt auch zu, dass insbesondere Mädchen und Frauen kein staatlicher Schutz vor Gewalt durch Polizei oder Justiz zur Verfügung stehe. Um diese Aussage auszugleichen, weist sie auf einen vermeintlich großen Erfolg der Frauenrechtsarbeit am Hindukusch hin: »2015 belegt Afghanistan im Index der geschlechtsspezifischen Ungleichheit Rang 171 und ist damit seit 2011 um einen Rang gestiegen« – auf einer gerade einmal 188 Staaten erfassenden Liste. 


 

 
FR, 17.11.2016
Bundesregierung stuft 12 539 afghanische Flüchtlinge als «ausreisepflichtig» ein.